Die Netzwerbewirtschaft

CR223 Kaffeefahrten ins Internet ()

In den Weiten des Internets lauern riesige Netzwerke von Anbietern, die sich darum prügeln, durch die magere Bandbreite Informationen auf das Endgerät zu schaufeln, die man im besten Fall nicht braucht, im schlimmsten Fall aber vom eigentlichen Vorhaben ablenken, stören oder gar Computer oder Telefon gefährden. Teilweise bezahlt die geraubte Aufmerksamkeit den Zugang zum Netz oder die unentgeltlich angebotenen Dienste wie Freemail und Zeitungen, teilweise schmarotzen Werber und Kriminelle dreist an den Datenleitungen und Diensten von Dritten. Wir versuchen, den Sumpf der Industrie zu beleuchten, die sich an unser aller Aufmerksamkeit bereichert und die Trittbrettfahrer ins Rampenlicht zu rücken, die die Werbeinfrastruktur für eigene krumme Geschäfte benutzen. Im Studio sind Danimo, henryk und erdgeist vom Chaos Computer Club, die mit Euch darüber reden wollen, wie Ihr Eure Datentarife schonen, das nervige Geblinke auf Webseiten wegzappen und Einfallstore für Cryptotrojaner ausschalten könnt.

Mitwirkende

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Marcus Richter
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danimo
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Henryk Plötz
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Erdgeist

9 Gedanken zu „Die Netzwerbewirtschaft

  1. Das Problem kam sehr gut rüber. Wirklich gut erklärt!
    Aber das, was die meisten interessiert hätte, kam leider zu kurz: was man als Benutzer wirklich dagegen tun kann.
    Die Empfehlungen waren zu dünn:
    – Ghostery sammelt selbst Daten und gehört sogar einer Werbefirma
    – uBlock Origin arbeitet sehr fehlerhaft und lässt selbst bei restriktiver Einstellung noch vieles durch (das kann man sehr gut mit der TrutzBox analysieren).
    Und alle diese Browser-Plugin-Tools haben das Problem, dass sie nur auf wenigen Devices laufen. Fernseher, Smartphones und andere IoT Geräte bleiben aussen vor.
    Ich bleibe dabei: auch für dieses Problem, das verhindern von Werbe-Müll und Ausspähung des Nutzers zum Zwecke der Werbung, ist die beste Lösung immer noch die TrutzBox.

    • Ja, Ghostery ist problematisch, aber IMHO besser als gar nichts zu tun. Ich wollte mir noch Disconnect.me und den Privacy-Badger angucken. Letzterer ist von der EFF und daher eher unverdaechtig, „boese“ zu sein. Disconnect.me liegt immerhin als Open Source vor.

      • Die TrutzBox scheint mir externe Hardware zu sein. Das ist ja gut und schön, hilft mir aber meistens nichts, vor allem wenn ich unterwegs bin.

  2. Ja, die TrutzBox ist externe Hardware. Aber das ist ihr Vorteil, nicht nur weil sie dadurch auch Apps und alle Geräte kontrollieren kann, nicht nur Browser.

    Zu den Schwächen aller Browser-Plugins: jeder Standard-Browser kommuniziert regelmässig von sich aus „nach Hause“ (zu seinem Hersteller), ohne Nutzerinteraktion und liefert dabei Profildaten ab. Diese Kommunikation geht an den Plugin-Interfaces vorbei und kein Plugin kann das blockieren. Des weiteren gibt es Tracker-Kommunikation zu Servern, die man nicht komplett blockieren kann, ohne den Seitenaufbau komplett zu gefährden. Das sind z.B. Tracker (oder Werbung) die von CDNs oder dem aufgerufenen Server direkt kommen. Oder Aufrufe zu Google-APIs werden von den meisten Plugins nicht blockiert.
    Aber all das kann die TrutzBox erkennen und verhindern, da sie im Netzwerk den gesamten Netzwerk-Trafik sieht. Zusätzlich zum Blocken der bekannten Tracker, verhindert die TrutzBox Cookies, verändert die http-header (über die auch Tracker-Daten ausgetauscht werden) und verhindert somit auch dass Tracking-informationen an Server gehen, die man nicht blockieren kann.
    Ich habe so ziemlich alle verfügbaren anti-Tracking Tools/Plugins getestet und man sieht mit der TrutzBox sehr gut, was die noch alles durch lassen. Alle diese Tools lassen noch zu viel durch.
    Ausserdem kann man die TrutzBox durch einen eingebauten Remotezugang auch von unterwegs nutzen.

  3. Moin,
    den Kommentaren entnehme ich, dass es die all-in-one Lösung nicht gibt und vermutlich nie geben wird, das schon die Browser ein eigenes Interesse an gewissen Daten haben. Was ist denn, wenn man die Browser nebst Profilen häufiger wechselt? Oder die Nutzung von Standardprofilen a la Panopticlick??

  4. Zum zuletzt besprochenen Aspekt des wirtschaftlichen Schadens durch Nutzung sozialer Medien:

    Zunächst kann ich nicht umhin mein allgemeines Misstrauen gegen solche Zahlen zum Ausdruck zu bringen. Hier versucht man zu messen, welchen wirtschaftlichen Gegenwert eine Produktivtätigkeit hat, von der man vermutet, dass sie sich einstellen würde, wenn die Menschen nicht durch soziale Medien abgelenkt wären. Schon die Annahme ist schwierig.

    Aber davon mal abgesehen ist die Idee diese Art von Kosten auch der Werbeindustrie zur Last zu legen, durchaus plausibel. Eine Plattform wie Facebook verfolgt in keiner Weise das Äquivalent redaktioneller Unabgängigkeit. Sondern im Gegenteil Facebook versucht seine Nutzer zu manipulieren, damit sie möglichst viel Zeit auf der eigenen Plattform verbringen, möglichst häufig zurückkommen. So kann man zur Verbesserung des Targeting mehr über die Nutzer lernen und mehr Werbekontakte verkaufen. (Wobei das vielleicht irgendwann vom dem anderen Geschäftsmodell Sichtbarkeit der Normalnutzung zu verkaufen abgelöst wird.) Deswegen beschäftigen sie ja auch Verhaltenspsychologen. Eine neutrale Plattform würde sich darauf beschränken, den sozialen Austausch zu ermöglichen und würde den Nutzern überlassen wieviel Zeit sie auf der Plattform verbringen möchten. Insofern soziale Medien auf den Nutzer einwirken mit dem Ziel ihn länger auf der Plattform zu halten, um mehr Werbung anzeigen zu können, entfällt dadurch ein Teil des „Aufmerksamkeitsschadens“ auch auf die Werbeindustrie.

    Es gibt natürlich viele Dinge, die Zeit fressen und mit denen man Geld verdient. Ethisch scheint es mir aber doch nochmal ein Unterschied zu sein, ob man etwas schafft, womit sich Menschen gerne ablenken, und mit dem Verkauf Geld macht oder ob man sie manipuliert, sich im Zweifelsfall genauso gerne abzulenken, weil man daran ein monetäres Interesse hat. Ich könnte aber auch verstehen, wenn man da keinen großen Unterschied erkennt. 😉

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